Ingenieurmethoden in der modernen Brandschutzplanung –
Die Rolle des Brandschutzbeauftragten

Der Brandschutz entwickelt sich stetig weiter, und moderne Ingenieurmethoden spielen eine immer größere Rolle in der Brandschutzplanung. Diese Methoden ermöglichen es, sichere, effiziente und wirtschaftlich tragfähige Lösungen für Bauvorhaben zu entwickeln. Besonders dann, wenn es um die Kompensation von Abweichungen oder den Nachweis von Entfluchtungszeiten geht, bieten sie eine wissenschaftlich fundierte Grundlage. Doch welche Aufgaben übernimmt dabei der Brandschutzbeauftragte, und wie gestaltet sich sein Beitrag im Planungs- und Umsetzungsprozess?

Samuel Teller, Sicherheitsingenieur und Fachplaner für den vorbeugenden Brandschutz bei der BENZ Brandschutzingenieurgesellschaft mbH & Co.KG, gibt in seinem Vortrag einen umfassenden Einblick in die Anwendungsfelder von Ingenieurmethoden, erläutert die rechtlichen Grundlagen und zeigt anhand von Praxisbeispielen, wie diese Methoden in der betrieblichen Realität angewendet werden können.

Ingenieurmethoden im Brandschutz – Was bedeutet das konkret?

Die klassischen Methoden des baulichen Brandschutzes beruhen auf allgemeinen Vorgaben der Landesbauordnungen (LBOs), der Musterbauordnung (MBO) sowie spezifischen Regelwerken. Doch nicht immer lassen sich standardisierte Maßnahmen eins zu eins umsetzen – sei es aufgrund von baulichen Gegebenheiten, architektonischen Besonderheiten oder wirtschaftlichen Überlegungen.

Hier kommen Ingenieurmethoden ins Spiel, die es ermöglichen, brandschutztechnische Nachweise auf Basis wissenschaftlicher Analysen zu führen. Zu den wichtigsten Anwendungsfeldern gehören:

  • Kompensation von Abweichungen: Falls bauliche Maßnahmen nicht den Standardvorgaben entsprechen, können ingenieurtechnische Nachweise alternative Sicherheitskonzepte ermöglichen.
  • Nachweis von Entfluchtungszeiten: Mithilfe von Personenstromsimulationen oder Rauchgasberechnungen können realitätsnahe Evakuierungsszenarien entwickelt werden.
  • Brandsimulationen: Die Berechnung von Rauch- und Wärmeströmungen ermöglicht eine optimierte Planung von Entrauchungssystemen.
  • Optimierung von Flucht- und Rettungswegen: Analysen helfen dabei, kritische Bereiche zu identifizieren und gezielt Maßnahmen abzuleiten.

Die Rolle des Brandschutzbeauftragten im Planungsprozess

Der Brandschutzbeauftragte (BSB) ist eine Schlüsselfigur im betrieblichen Brandschutz und trägt entscheidend dazu bei, dass die Ingenieurmethoden nicht nur theoretisch entwickelt, sondern auch praktisch in den betrieblichen Alltag integriert werden.

Zuarbeit und Kontrolle durch den Brandschutzbeauftragten

Der BSB übernimmt eine wichtige Schnittstellenfunktion zwischen Ingenieuren, Bauherren, Behörden und Mitarbeitern. Seine Aufgaben im Rahmen der Ingenieurmethoden umfassen:

  • Begleitung von Simulationen und Berechnungen: Der BSB liefert betriebsbezogene Daten, die für die Modellierung und Nachweisführung erforderlich sind.
  • Prüfung und Validierung der Ergebnisse: Die Simulationsergebnisse müssen auf ihre Praxistauglichkeit und Umsetzbarkeit im Betrieb geprüft werden.
  • Dokumentation und Nachweisführung: Der BSB stellt sicher, dass alle Berechnungen und Simulationen ordnungsgemäß dokumentiert sind und in Genehmigungsverfahren eingebracht werden können.
  • Kontrolle von Brandschutzmaßnahmen: Nach der Umsetzung ist der BSB für die Überprüfung und laufende Kontrolle der Maßnahmen verantwortlich.

Rechtliche Grundlagen und Regelwerke

Die Anwendung von Ingenieurmethoden im Brandschutz stützt sich auf eine Vielzahl an Normen, Richtlinien und Vorschriften. Wichtige rechtliche Grundlagen sind:

  • Musterbauordnung (MBO) und Landesbauordnungen (LBOs): Sie geben die grundsätzlichen Anforderungen an den baulichen Brandschutz vor.
  • DIN 18009 (Brandverlaufssimulationen): Diese Norm behandelt die Berechnung des Brandverhaltens und der Rauchgasausbreitung.
  • DIN 18010 (Evakuierungssimulationen): Diese Norm regelt den rechnerischen Nachweis von Entfluchtungszeiten.
  • Richtlinien der vfdb (Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes): Sie geben Empfehlungen für den ingenieurmäßigen Brandschutz.
  • VdS-Richtlinien für den baulichen und anlagentechnischen Brandschutz: Besonders relevant für die Absicherung von Industrieanlagen.

Das Wissen um diese Regelwerke ist essenziell, damit der Brandschutzbeauftragte die Anforderungen der Behörden, Versicherer und Prüfinstitutionen erfüllt.

Praxisbeispiele: Kantinen, Versammlungsräume und Sonderbereiche

Die Anwendung von Ingenieurmethoden ist insbesondere bei Versammlungsräumen, Kantinen oder Sonderbauten von entscheidender Bedeutung. Hier einige Praxisbeispiele, die zeigen, wie diese Methoden eingesetzt werden können:

  1. Kantinen – Herausforderungen und Lösungen
  • Herausforderung: Kantinen sind oft große, offene Räume mit hoher Personendichte. Im Brandfall kann eine schnelle Evakuierung problematisch sein.
  • Lösung: Durch Personenstromsimulationen lässt sich ermitteln, ob die vorhandenen Rettungswege ausreichend dimensioniert sind.
  • Ergebnis: Falls nötig, können zusätzliche Rettungswege oder spezielle Steuerungen der Brandschutztüren vorgesehen werden.
  1. Versammlungsräume – Sicherstellung der Entfluchtung
  • Herausforderung: Versammlungsräume unterliegen speziellen Vorschriften, da im Brandfall eine hohe Zahl an Personen gleichzeitig das Gebäude verlassen muss.
  • Lösung: Eine Kombination aus Rauchgas- und Evakuierungssimulationen hilft, Engpässe zu identifizieren und optimale Fluchtstrategien zu entwickeln.
  • Ergebnis: Optimierte Rettungswege, bessere Steuerung von Notausgängen und ggf. Anpassungen in der Möblierung.
  1. Produktionsstätten mit Sonderanforderungen
  • Herausforderung: In industriellen Produktionsbereichen gibt es oft brandgefährliche Prozesse oder Materialien, die spezielle Schutzmaßnahmen erfordern.
  • Lösung: Brandsimulationen können helfen, das Brandverhalten von Gefahrstoffen zu analysieren und notwendige Schutzmaßnahmen zu bestimmen.
  • Ergebnis: Verbesserte Entrauchungssysteme, zusätzliche Brandabschnitte oder eine Anpassung der Löschanlagen.

Ingenieurmethoden: Ein Schlüssel für effiziente Brandschutzplanung

Moderne Ingenieurmethoden sind aus der heutigen Brandschutzplanung nicht mehr wegzudenken. Sie bieten maßgeschneiderte Lösungen für komplexe brandschutztechnische Herausforderungen und ermöglichen eine wirtschaftlich sinnvolle Umsetzung der Vorgaben.

Der Brandschutzbeauftragte spielt dabei eine zentrale Rolle: Er sorgt für eine praxisgerechte Anwendung der Methoden, unterstützt bei der Simulation und stellt die rechtssichere Umsetzung im Betrieb sicher.

Der Vortrag von Samuel Teller zeigt, wie Ingenieurmethoden effektiv genutzt werden können und welche Aufgaben der Brandschutzbeauftragte in diesem Prozess übernimmt. Durch praxisnahe Beispiele wird verdeutlicht, wie Unternehmen von modernen Simulations- und Nachweismethoden profitieren können – für einen effizienteren, sichereren und wirtschaftlicheren Brandschutz.

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